Theologische Botschaft der Kirchen
Die Kirche „Maria Königin“ ist kunstgeschichtlich der Zeit der Nachkriegsmoderne zuzuordnen.
Architektur ist immer Ausdruck des Bewusstseins und der Befindlichkeit der Menschen zur Zeit ihres Entstehens. Nach den vorher nicht vorstellbaren Zerstörungen und Verlusten materieller und geistiger Werte in der Zeit des Dritten Reiches und den empfundenen fortwährenden Bedrohungen in den Nachkriegsjahren suchte man nach neuen Orientierungen. Unbehaustsein, Wanderschaft, Flüchtlingsdasein: damit sind drei miteinander verwandte Zustände der Nachkriegszeit beschrieben, die allgegenwärtig waren. Die bittere Erfahrung lehrte, alles ist in seiner Existenz gefährdet, zerbrechlich, vergänglich, „Windhauch“, wie im Buch Kohelet (Koh. 1,1) des Alten Testamentes bildhaft ausgedrückt. Der Schriftsteller Hans Egon Holthusen (1913-1997) wollte mit seinem 1951 erschienenen und damals viel beachteten Essay „Der unbehauste Mensch“ die allgemeine Bewusstseinslage erläutern und deuten. Der durch den Verlust eines Zuhauses in die Heimatlosigkeit geratene Mensch verliert seine geistige Orientierung.
Dieser Gedanke findet theologisch seine Entsprechung im Bild der Pilgerschaft sowohl des Einzelnen als auch der Kirche („ecclesia peregrinans“) in ihrer Gesamtheit, die ihre Orientierung und ihr endgültiges Zuhause mit ihrer Vollendung in einer „ewigen Heimat“, dem sichtbaren Erscheinen des Reiches Gottes, dem mit dem „himmlischen Jerusalem“ wiederkehrenden Christus, finden werden. So wie den Israeliten nach dem Auszug aus Ägypten bei ihrer vierzig-jährigen Wanderschaft in der Wüste des Sinai durch Gottes sichtbare Nähe und Führung, während der Rastzeiten durch das Bundeszelt und während der Wanderschaft in der voran ziehenden Rauchsäule, Orientierung gegeben wurde. In dieser Anwesenheit war auch die ständige Bestätigung der Verheißung eines Landes, „in dem Milch und Honig fließt“, mit einem neuen Tempel auf Zion gegeben und brachte damit Mut und Ausdauer in allerlei Not und Gefahr.
Der architektonische Ausdruck dieses Gedankens der Pilgerschaft wurde in den Bauformen des Zeltes oder Schiffes gefunden. Der Kirchbau der fünfziger und sechziger Jahre beider Konfessionen in Deutschland übernahm diese Leitidee in zahlreichen Ausführungen. Der Kirchbau „Maria Königin“, entstanden 1958, ist ein Vertreter dieser Bauidee.
Das Reich Gottes ist aber mit dem Wirken Jesu als Sohn Gottes auf Erden bereits angebrochen: „Da fragten die Pharisäer: „Wann kommt das Reich Gottes?“ Er sprach zu ihnen: „das Reich Gottes kommt nicht so, dass man es berechnen kann: man kann nicht sagen: Hier ist es oder dort. Nein, seht, das Reich Gottes ist mitten unter euch“. (Lk. 17,20-21)