Geschichte der Pfarreien
Die Geschichte der katholischen Kirche in Grünwald ist weitgehend nur über ihre Kirchbauten überliefert.
1. Dorfkirche St. Peter und Paul
9./10.Jhdt. Archäologische Funde belegen die Besiedelung des Areals der Grünwalder Burg vermutlich mit einem Herrenhof („Salhof“).
vor 1250 Ein Kirchenbau am Ort der heutigen „Alten Pfarrkirche“ ist als sog. „Adelige Eigenkirche“ in Verbindung mit dem genannten Herrenhof anzunehmen.
1315 Erste Nennung als „Filialkirche von Oberhaching (St. Stephan) mit Begräbnisrecht“ (Diözesanmatrikel von 1315)
1405 Stiftung eines Benefiziums durch die Herzöge Ernst und Wilhelm. Damit wurde die dauerhafte Stelle eines „Benefiziaten“ beim Schloss geschaffen, der nach Abbruch der Schlosskapelle (um 1680) auch das Dorf betreute.
1470 Erwähnung der Kirche „St. Peter“ im Zusammenhang mit der Stiftung „Spindler“.
1720 Erste Nennung der Kirche als „St. Peter und Paul“
1823 Übertragung der Seelsorge an den Benefiziaten „im Nebenamt“ als „Kuratbenefizium“
1.12.1922 Erhebung des „Kuratbenefiziums“ zu einer selbständigen Pfarrei
1938 Grundsteinlegung für die neue Pfarrkirche, Entwurf: Michael Steinbrecher
2.7.1939 Weihe des Kirchenneubaus durch Weihbischof Dr. Johann Schauer
Alte Pfarrkirche zur „Kriegsopfergedächtniskapelle“ (offizieller Name: „Gedächtnisstätte für die Kriegsopfer beider Weltkriege“) umgestaltet, Verlust der neugotischen Ausstattung. Von der spätmittelalterlichen Ausstattung sind drei spätgotische Figuren erhalten. (Hl. Barbara und Katharina (um 1420) in der alten Pfarrkirche und die Marienfigur mit Jesuskind (um 1500), 2014 in die neue Pfarrkirche verbracht.
2. Schlosskirche St. Georg (um 1680 abgebrochen)
Schlosskapelle „St. Georg“ erstmals erwähnt 1405, als die Herzöge Ernst und Wilhelm am 13. Dezember diesen Jahres eine ewige Messe stiften. Die Kapelle muss älteren Ursprungs sein, da zu diesem Zeitpunkt die dem Hl. Georg geweihte Kapelle und der Burgkaplan als existent vorausgesetzt werden. Ursprung der heute noch in Teilen erhaltenen spätmittelalterlichen Burg fällt wohl in die Zeit der in Derblfing (mittelalterlicher Ortsname von Grünwald) ansässigen Andechser Ministerialen. Größte Erweiterung des Schlosses 1486/87 durch Herzog Albrecht IV. („der Weise“). Neuausstattung der Schlosskapelle durch vier Altartafeln (Marienleben) um 1480, die sich heute im Bayerischen Nationalmuseum in München befinden. Bildschnitzer aus der Umgebung Erasmus Grassers. Schlosskapelle wurde ebenso wie Palas und Dürnitz um 1680 wegen Baufälligkeit abgebrochen.
3. Hl. Blut Kapelle in Geiselgasteig
1627 erbaut Baltasar Raubacher (auch Rankenbacher genannt) neben seiner Schwaige Geiselgasteig „ex voto in gefährlicher Krankheit“ eine Kapelle dem Hl. Blut zu Ehren. Der Altar trägt die Jahreszahl 1735, die Glocke die Zahl 1632. Kirchlich gehörte die „Schwaige Geiselgasteig“ ursprünglich zur Pfarrei Bogenhausen, später zur Pfarrei Neudeck (München-Au), seit 1827 zu Hl. Kreuz, Giesing, und seit 1913 zur Pfarrei Oberhaching, Kuratie Grünwald. Die Kapelle und das zugehörige Grundstück befinden sich seit 1868 im Besitz der Stadt München.
4. Christkönigskapelle (1975 abgebrannt)
Mit der Errichtung der Villenkolonie Geiselgasteig wurde die Kapelle 1922 wieder für Gottesdienste eingerichtet, konnte aber bald die Besucher nicht mehr fassen. Geiselgasteiger Bürger gründeten 1922 einen „Seelsorgeverein“ und errichteten neben der alten Hl. Blut Kapelle eine Holzkirche. Den Baugrund stellte die Gemeinde Grünwald zur Verfügung. Ihre Weihe erfolgte am 11. Oktober 1926 zu Ehren „Christus dem König“ durch Erzbischof Michael Kardinal von Faulhaber. In der Folgezeit wurde die kleine Gemeinde von Franziskanerpatres aus dem Kloster St. Anna in München betreut. Die Kirche brannte 1975 ab. Zur Erinnerung wurde an ihrer Stelle ein Holzkreuz errichtet.
Der Ortsteil Geiselgasteig gehört seit 1958 kirchlich zur Pfarrei Maria Königin.
5. Pfarrkirche Maria Königin
1957 Pfarrgemeinde als „Kuratie Maria Königin“ gegründet. Erster Kurat wurde der Kaplan von St. Peter und Paul, Grünwald, Anton Huber, verstorben bereits am 27.03.1958.
12.07.1958 Die Pfarrgemeinde Maria Königin wird als selbständige Kuratie von der Mutterpfarrei St. Peter und Paul abgetrennt.
01.01.1963 zur Pfarrei Maria Königin erhoben.
01.10.2012 Zusammen mit der Pfarrei St. Peter und Paul Teil des Pfarrverbands Grünwald.
6. Die Seelsorger der Pfarrei St. Peter und Paul
Matthias Gnadl (1871-1936), seit 09.01.1903 Benefiziat in Grünwald, Vikar vom 01.12.1922 (Gründung der Pfarrei St. Peter und Paul) bis zum 09.01.1926
Franz Xaver Hellmuth (1882-1937), Pfarrer vom 21.01.1926 bis zu seinem Tod am 11.06.1937
Maximilian Grasmüller (1893-1962), Pfarrer vom 11.09.1937 bis zu seinem Tod am 19.11.1962
Michael Hölzl (1921-1993), Pfarrer von 1963 bis 1993 (Ehrentitel Monsignore ab 1982)
Josef Schranner (*1944), Pfarradministrator von 1994 bis zum 31.08.2009
Pater Anton Lötscher, OMI (*1939), Pfarradministrator vom 01.09.2009 bis 31.08.2017, ab 01.10.2012 auch Leiter des Pfarrverbands Grünwald
Eugen Strasser-Langenfeld (*1958), Pfarrer und Leiter des Pfarrverbands Grünwald seit dem 01.10.2017
7. Die Seelsorger der Pfarrei Maria Königin
Anton Huber, Kurat vom 01.01.1958 bis 27.03.1958, begraben in seinem Heimatdorf Antwort, Gemeinde Endorf/Chiemgau
Anton Pfaffinger, seit 15.06.1958 Kurat und vom 01.01.1963 bis 03.10.1968 Pfarrer
Siegfried Oelschlegel, Pfarrer vom 20.11.1968 bis 01.02.1999
Gregor Mahr, Pfarrer vom 03.10.1999 bis 29.08.2005
Pater Anton Lötscher, OMI, Pfarrer vom 18.09.2005 bis 31.08.2017, ab 01.10.2012 auch Leiter des Pfarrverbands Grünwald
Eugen Strasser-Langenfeld, Pfarradministrator und Leiter des Pfarrverbands Grünwald vom 01.10.2017 bis zum 30.09.2023
Anton Hagl, Pfarradministrator und Leiter des Pfarrverbands Grünwald seit dem 01.10.2023.
8. Kirchengeschichtlich bedeutendes Ereignis im Grünwalder Schloss
Die „Grünwalder Konferenz“ vom Februar 1522. Die gemeinsam regierenden Herzöge Wilhelm IV. („der Standhafte“, 1493 – 1550) und Ludwig X. (1495 – 1545; im Schloss Grünwald geboren) trafen bei dieser Begegnung die Entscheidung, dass das Herzogtum weiterhin dem „alten Glauben“ anhängen solle. Eine Entscheidung, deren Tragweite weit über die Grenzen des Herzogtums hinaus reichen sollte und als Beginn der Gegenreformation in Deutschland und Österreich verstanden werden kann, denn sie beinhaltete auch den Beschluss die Kirche zu reformieren und vor allem das Bildungsniveau des niederen Klerus zu heben. Dementsprechend holte Wilhelm IV. 1549 den Jesuitenorden, bald nach dessen Gründung, nach Bayern.
9. Bedeutender Grünwalder Kleriker
Dr. Johannes Grünwalder, „eine hervorragende Persönlichkeit auf dem Freisinger Bischofsstuhl“, geb. nach Januar 1392 im Schloss Grünwald als natürlicher Sohn Herzogs Johann II. von Bayern-München und einer Münchner Bürgerstochter. Generalvikar des Bischofs Nikodemus della Scala von Freising seit 1424, Gesandter und Konzilstheologe beim Konzil von Basel 1432 – 1435. Dort wurde er vom Gegenpapst Felix V. am 12. Oktober 1440 zum Kardinal und Legaten „per Germaniam“ ernannt. Bischof von Freising 1448 – 52, gestorben 2.12.1452 in Wien, begraben im Dom zu Freising. Auf mehreren Synoden setzte er sich energisch für eine Reform des Weltklerus ein. Seine besondere Sorge galt auch den Klöstern im Bistum Freising.
(Zusammengestellt von Wolfgang Kuny)